19:09 Uhr - Hotelbar. Hab schnell ein paar Bilder hochgeladen und veröffentlicht, damit die Ungeduldigen schon was zum Schauen haben - vom großen Finale (der ist extra für die größere meiner Lieblingsschwestern). Die Bilder sind nicht sortiert und ich ahne, dass ich das heute auch nicht mehr nachholen werde. Aber ich schau sie jetzt nochmal durch und versuche, mich an die Geschichten des Tages zu erinnern, über die ich unbedingt berichten wollte.
Mein Tipp: nach 20 Uhr sollten die meisten Stories erzählt sein. Und ich hebe noch ein paar auf für die vielzähligen Wiedersehen mit Euch allen. Vor allen mit denen, die so zugewandt und mitfiebernd und immer auf dem laufenden und immer fröhlich kleine und große Nachrichten geschickt haben, um mir zu sagen, dass sie Spaß haben, an dem was es da zu lesen gibt. Danke dafür, sonst wär‘s ja echt fad, so wie im Theater, wenn keiner klatscht. 😉
Noch schnell zu gestern im Hotel. Das Zimmer war “naja“, irgendwie hab ich ohnehin den Eindruck, dass der alleinreisende Weitwanderer in die Kategorie “a bisserl deppert wern‘s scho sein“ einsortiert wird, und deshalb bekommt er die Zimmer, in die man sonst nur die armen Verwandten einquartiert, wenn die mal zu einer Beerdigung anreisen und es nicht so drauf ankommt. Aaaaber: Das Essen hat‘s rausgerissen. Sehr, sehr gut. Und wiederum ein ausgesprochen netter Service. Hab gestern dann auch noch den Lagrein für mich entdeckt: Kakaonoten… Frühstück heute morgen war ein wenig crowdy und wie so oft - wenn vornehmlich Deutsche unterwegs sind… ein bisschen Barbar steckt wohl in jeder/jedem von uns…
Dafür heute wieder Traumstart bei Traumwetter und Traumweg. Wieder ganz viel Waal entlang schöner Hänge mit und ohne Wein und Obst mit und ohne Trockenrasen - und wiederum nur abschnittsweise mit bemerkenswert vielen Menschen… 23,2 km
Schaut Euch die Bilder mit den Ziegen an. Das sind schon sympathische Viecher, irgendwie keck und neugierig auf eine nette Art. Und schaut genau hin, ich hab selten einen Ziegenbock mit solchen Hörnern gesehen. Ich glaub, “der hat was machen lassen“. 🐐 (Das Apple-Emoji für Steinbock ist das gleiche wie für Ziegenbock - saudämliche Amerikaner. Ich hab echt Angst, dass nur die Deppen die künstlichen Intelligenzen füttern.)
Ab Partschins hab ich erwartungsgemäß keine Karte, kein Komoot und keine Schilder mehr gebraucht - und ich hätte auch der Optik nach gehen können. Man konnte Schloss Tirol schon sehen. Und den Ifinger und den Hirzer, überhaupt das ganze Burggrafenamt. Ich hab versucht rauszufühlen, was da ist, ob sich das wie Heimkommen anfühlt. Tut es aber nicht. Ist irgendwie anders. Klar alles vertraut, aber anders. Kapiert hab ich es nicht ganz. Ganz am Ende der Seite hab ich ein Bild mit eingebaut, das entstanden ist, als ich schon am “Tappeiner-Weg“ hoch über Meran war und nochmal zurückgeschaut hab in den Vinschgau. Da sind schon die Tränen gekullert. Auch weil ich gar nicht mehr sehen konnte, wo ich am Sonntag losgelaufen bin. Und weil es so schön war. Wirklich - könnte glatt morgen den Weg zurücklaufen. Naja, dann nächstes Jahr wieder - irgendwo eine wieder neue Route.
Noch eine schöne Geschichte für alle, die wie wir Rheinhessen die Kultur pflegen, sich auch an bereits belegte Tische dazu zu setzen und zu schauen, was passiert. Und speziell für die Halb-Rheinhessen Gauthier und Aimeric, les beaux-fils. Ich hatte mir ja selbst versprochen, kurz vorm Ziel noch eine der Lieblingskneipen, den Leiter am Waal, zu besuchen und den ersten Nachmittags-Schoppen in den Kopf zu schütten. Hab ich auch gemacht - obwohl es ein Umweg war. Proppenvoll wie immer, noch dazu bei diesem Wetter und bei dieser Saison, die Menschenmassen nach Südtirol gespült hat. Saß zunächst alleine an einer großen Bank, bis sich eine älteres Ehepaar, Mitte 70 schätze ich, nebst Tochter oder Nichte dazu gesellte. Sie unterhielten sich gedämpft, hab nur von Tochter und Vater einen bayerischen Akzent vernommen. Die ältere Dame war sehr leise, aber erkennbar nicht bayerisch, jedenfalls nicht originär. Zunächst waren alle, ich auch, sehr zurückhaltend mit Ansprache und Gesten. Dann aber entspann sich ein Gespräch und wir hatten großen Spaß. Denn die ältere Dame stellte sich als Französin heraus, die seit Jahrzehnten mit einem Münchener verheiratet ist, Lehrerin war (Französisch natürlich) und ganz genau wissen wollte, woher denn mein Französisch sei… Wie wir wissen, Schulfranzösisch langt nicht. Deshalb mes remerciements à Aimeric et Gauthier pour tous les leçons pleine d‘humour à table ou devant la télé ou dans la cuisine… 😄❤️🇫🇷 UND: Die Dame ist jetzt die Vorsitzende des Aimeric-Gauthier-Fanclubs München. Wir hatten großen Spaß. Das eine Foto, das kein Selfie ist, hat Monsieur gemacht. So geht Völkerverständigung. Madame hat getrunken, Uli hat getrunken, Frankreich und Deutschland réuni au Haut-Adige! Bisou!
So, das große Finale. Nun, ich hatte auf ein Feuerwerk gehofft, wenigstens eine Blaskapelle, die entweder ABBA spielt oder Mozart oder sonst was Schönes. War aber nicht. In der Kirche hat jemand Orgel gespielt, aber das war schon mehr Moll, nicht so mein Ding. Aber macht nix, die Sonne war da, die Passer hat gerauscht. Erhaben war‘s. Meine Fundi-Katholiken-Vergangenheit mit Extra-Lektionen in Choreographie hat mich ja gelehrt, wie man erhabene Stimmungen erzeugt. Schlimmstenfalls muss man halt selbst “Großer Gott, wir loben Dich“ pfeifen.
Finale: gestern hat mich noch eine Nachricht von S. aus F. erreicht, Danke dafür. Und darin war die Inspiration vergraben, Euch noch die 3 wichtigsten Begleiter vorzustellen: Siehe Fotos.
1. meine Kuh-und Edelweiß-Halstücher. Die sind mitnichten modische Accessoires (auch wenn Madame heute sagte “ça vous avantage bien“). Ich habe sie in blau, gelb und rot; mit und ohne Kühe. Sie stammen aus Liechtenstein, aus einem Urlaub mit meiner zweiten Lieblingsschwester vor über 20 Jahren (Nein, wir haben damals nicht unser Taschengeld in eine Familienstiftung überführt. Das haben wir erst später gemacht. Maria lebt jetzt in einem geräumigen Briefkasten in Vaduz. 😂) Diese Tücher haben meine Schwitzattacken insbesondere beim Volleyball aufgefangen, als Stirnbänder oder Kopftücher. Grüße nach Neu-Isenburg. Heute sind sie meine persönliche Klimaanlage beim Wandern. In kaltes Wasser getaucht, ausgewrungen und um den Hals geschlungen, kühlen sie wunderbar. Siehe auch dazu die Fotostrecke.
2. die Tomtom-Uhr. Ist eigentlich ein Scheißding. Aber sie zeigt mir unterwegs, wie weit ich gegangen bin, wie lange ich unterwegs bin und wie spät es ist. Vor allem aber erinnert sie mich daran, dass man nicht mit 5,8 km/h über Wanderwege auf 2.000 Meter Höhe rennen muss. Allerdings ist sie altersschwach und gibt nach 17 bis 20 km wegen Energiemangel den Geist auf. Das sollte ich mich mal wagen. Egal, sie bekommt ihr Gnadenbrot. Die TomTom 🤨??
3. Komoot. Die Wander-und-sonstwas-App. Meistens nervt sie mich. Auch und gerade die Stimme der Tante, die aus dem Gerät scheppert. Die ist unfreundlich, unemotional und herrisch (!). Insbesondere wenn sie sagt: “Folge dem Weg.“ Das klingt so philosophisch und nach Konfuzius. Sie meint damit aber: Du Depp, jetzt nicht abbiegen. Sie sagt das auch manchmal, wenn man gar nicht abbiegen will oder kann, weil rechts der Abhang und links der Waal ist. Ach ja, ich kann sie einfach nicht leiden, die Trutscheln in diesen Geräten. Trotzdem Danke, denn in manchen Zweifelsfällen wissen sie doch ganz gut, ob man an der Abzweigung rauf oder runter läuft. Sie helfen gerade dann, wenn im Papier-Routen-Führer vom Veranstalter so Sachen stehen wie “Der Weg ist schlecht beschildert. Achten Sie an dem großen Baum auf die rote Markierung.“ Super! Der große Baum mag in der Sahara oder in der Antarktis oder auf den Falklandinseln eine super Wegmarke sein… aber nicht in Südtirol. Also Trutschel, bist
‘ne Nervensäge, aber ich nehm Dich wieder mit.
So, Feierabend. Ich muss zum Essen, sonst machen die zu.
Danke für Eure Begleitung - ich nehm auch Euch nächstes Jahr wieder mit. Versprochen!
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