Ach, wie schön. Waalweg.
Der Tagesauftakt war zwar von ein paar (ich geb's zu: Luxus-)Nervigkeiten geprägt, aber mein Lieblingswaalweg hat alles wieder wettgemacht.
Zum Frühstück hatte ich ausgesprochen nervige Tischnachbarn. Tisch 1: Ehepaar, um die 65. Er: tendenziell Chefbuchhalter eines mittelständischen Bauunternehmens. Sie: stellvertretende Referentin des 3. Staatssekretärs im niedersächsischen Sozialministerium oder Lehrerin für Hauswirtschaft oder Inhaberin eines Unverpackt-Ladens in einer westdeutschen Kleinstadt und ganz bestimmt ehemalige Schulelternbeiratsvorsitzende. Sie haben gewiss 2, eher 3 Kinder. Die sind alle aus dem Haus und diese Kinder feiern diesen Umstand täglich sehr ausgelassen.
Die haben sich ernsthaft 45 Minuten lang darüber verständigt, welche der für heute abend angekündigten 4 Gänge sie weglassen. Als sie zu dem methodischen Ergebnis kamen, sie sollten eher umgekehrt überlegen, was sie gerne essen wollen - statt was sie nicht essen wollen - hatte ich schon Tinnitus und die halbe ZEIT gelesen (bzw. überflogen, konzentriert lesen geht bei dem Geschwafel ja nicht). Als es schien, sie seien auf der Entscheidungszielgeraden, fiel dem Chefbuchhalter ein, dass es ja vorher noch Salatbuffet gäbe. Das könnte man ja auch weglassen. Ich hatte schon versucht, mich abzulenken, indem ich im Kopf ausgerechnet habe, wieviele Kombinationen es geben könnte, wenn man 4 Gänge zur Auswahl hat, wenn man 1 oder 2 davon weglässt... Als ich noch Volleyball-Spielpläne gebastelt habe, konnte ich das im Kopf ausrechnen... Heute war aber so viel Geschwafel, dass es mir nicht gelingen wollte.. Noch dazu, als der Buchhalter die Salatbuffet-Karte zog und die Hauswirtschaftslehrerin diese auseinandernahm, als sie grünen Salat gegen Tomaten und Bohnen mit und ohne Dressing aufwog.... Aaaaargh.
Und am Tisch nebenan saß eine 4er-Entourage aus 2 Paaren, scheinbar aus den neuen Ländern (Verdacht, unbestätigt, Bias-Trigger-Warnung). Die diskutierten die Schönheit und intellektuelle Brillanz von Boris Becker und Wayne Carpendale. Muss ich dieser Beschreibung noch etwas hinzufügen? Nein. Brrrrrr.
Dann kam der Bus zu spät... Eigentlich hätte er gar nicht kommen sollen, denn eigentlich ist Streik. Aber irgendwie dann doch nicht. Beim Tritt vor die Tür waren schon 3 der 5 lokalen Buslinien fahrend auszumachen. Auch Streikankündigungen sind in Italien nicht verlässlich, habe ich mir von Walter erklären lassen, dem Kollegen von Heidi an der Rezeption.
Der Bus kam dann, allerdings irgendwann mit einer halben Stunde Verspätung.
Liebe Landsleute, sich über die Deutsche Bahn zu beschweren, ist irgendwie verständlich (auch wenn meine - zugegebenermaßen begrenzten - Erfahrungen mit der DB soooo schlecht nicht sind). Andererseits leisten wir uns in der Republik ein Netz, das an jedem Baum eine Haltestelle hat. Sogar in Gau-Bickelheim. Sorry, Heimat...
Nun, der Bus mit der Nr. 222 fährt hier einfach vom Ortseingang von Dorf Tirol über 4 Stationen zum Tiroler Kreuz. Und wieder zurück. Und wieder hin. Und wieder zurück... Nicht sooo komplex. Da ist eine halbe Stunde schon... naja.
Egal. Ich bin am Tiroler Kreuz ausgestiegen und rauf auf meinen absoluten Lieblingswaalweg gestiegen. Der Kuenser Waalweg. Das ist einer der schönsten weit und breit. Er fließt weitgehgend in einem natürlichen Bett. Es plätschert unentwegt neben einem und es geht bequem dahin auf einem schmalen aber gut zu gehenden Pfad. Er ist nicht überlaufen und obendrein geht es mal durch den Wald, mal durch offenes Gelände. Nachteil: Keine Einkehr weit und breit - nur Waal.
Ich hätte Euch am liebsten ja ein Video gemacht, das erkennen lässt, wie schön eine der Mozart-Sinfonien, die ich derzeit ständig höre, zu dem wilden und sanften Geplätscher des Waals passt. Als hätte das Wolferl das genau für so einen Waal-Verlauf komponiert.
Schon heute sei Euch allen unmissverständlich aufgetragen: Bei meiner Beerdigung läuft bitte Mozart. Und zwar irgendwas Heiteres in A- oder C- oder D-Dur, am liebsten die Allegri und die Presti. Alles andere könnt Ihr dann für meine irgendwann später zu erwartende Heiligsprechung aufheben. Da darf es ja ein wenig getragener werden.
Mal schauen, wie es morgen wird. Vielleicht richte ich beim Frühstück ein Blutbad an. Mal sehen.
Ansonsten noch keine Pläne für morgen. Heute bin ich dann auch endlich mal im finalen Zimmer angelangt. War dieses Mal gar nicht der Tatsache geschuldet, dass ich immer was zum Mäkeln finde und dann Hotelzimmerumzüge erlebe. Nein, es ist so voll in dieser Feiertagswoche, dass ich ohne Zimmerwechsel erst heute hätte anreisen können. Also, alles gut. Packe dann mal den Koffer aus.
Es fällt auf, dass es heute viele Bilder von mir selbst gibt. Keine Ahnung, woran das liegt. Vielleicht daran, dass es mir sichtbar gut geht.
Fühlt Euch geherzt und gedrückt. Vivat Bacchus.
Übrigens, der Haflinger, der auf einem der Fotos hinter mir zu sehen ist, war ein sehr nettes, gelassenes Pferd. Ich hab es fotografiert, denn es hat die gleiche Haarfarbe wie Hans. Wem auch immer ich die Story vom schönen Hans noch nie kassettenartig ins Ohr gedrückt habe... einfach melden, das hole ich zu gerne nach.
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