Die Bilder des Tages.
Ich bin in Latsch. Nach einem Höllenritt am Freitagnachmittag. Ich kam erst um 21:30 Uhr in Latsch an. So ätzend das war, so schön war der Empfang hier im Hotel. Selten bin ich so herzlich begrüßt worden - mit dem unbedingten Willen, mir alles recht zu machen. Herrlich. Vom Gepäck, übers Zimmer, dem ersten Glas Wein und dem Teller Nudeln, den man mir extra noch bereitet hatte.
So schön. Und der Weinschrank. Eine Offenbarung. Der sagt ja alles über so ein Haus. Hicks.
Ist das schön hier. Ich hab geschlafen wie ein Stein. Latsch - ja es gibt auch noch Matsch und Patsch... man spricht aber alles mit langem 'a' aus... - liegt an einer der schmalsten Stellen des Vinschgaus und ich hatte Sorge, ich könnte den Verkehr stärker hören. Ist aber nicht so. Es ist wunderbar ruhig.
Musste am ersten Tag gleich mal meinem Bewegungsdrang nachgeben. Eigentlich wollte ich mich mal 2 - 3 Stunden warmlaufen. Daraus wurden 20 km und 5 Stunden. Herrlich.
Es gibt hier eine Seilbahn, die nach St. Martin führt. Ha! Das ist eine der Stationen des Vinschger Höhenwegs, also der Strecke, die ich sooo gerne dieses Jahr gegangen wäre. Da war ja klar, dass ich da mal hin muss, das in Augenschein zu nehmen.
Menschen in der Seilbahn. Menschen auf engem Raum. Ich glaub, ich werde da zunehmend empfindlicher.
Warum behalten 20 Menschen in einer Gondel die Rucksäcke auf? Warum kommt keinem der Gedanke, das Ding abzunehmen, um nicht ständig dem Nachbarn das Ding wahlweise in den Bauch oder das Gesicht zu rammen, ohne es selbst zu bemerken... Und das gepaart mit lautstarken Kommentaren all dessen, was man gerade sieht. Geh, schau, der Baum. I glaub' da war a Fuchs. Da gibt's ja auch Straßen. Liebe Mitreisende, vielen Dank, dass Sie mich an Ihrer Kommunikation teilhaben lassen, ist aber wirklich nicht nötig.
Mit einem kurzen Zwischenspurt hab ich mich der Meute nach dem Ausstieg aus der Gondel entledigt.
Was für ein schöner Weg. Ich bin kurz davor, feierlich zu schwören, den Vinschger Höhenweg im nächsten Jahr in Angriff zu nehmen. Ganz leicht ist er nicht zu gehen, an einigen Stellen geht es flach und breit dahin. An anderen ist es schon ein anstrengendes Gekraxel.
Interessant ist erneut auch der vestimentäre Stil der Wandersleute. Wie schon seit langem ist ein frisches Beige bei der Funktionswäsche sehr beliebt, kombiniert mit einem lebensbejahenden Braungrau. Hautenge Hosen aus atmungsaktivem Stretchstoff sind sehr kleidsam. Sie erinnern an Strumpfhosen oder Leggins und gehören dringend verboten.
Der Stein. Der Helm. Und ich.
Auf einem der Fotos seht Ihr meinen Fuß und einen Stein. Der Stein hat mir erklärt, was es mit den vielen Tafeln auf sich hat, die hier immer mal wieder hängen und an vom Stein Erschlagene erinnern. Zumeist Einheimische, selten Touristen. Ich hab mich immer gefragt, wie man auf so einem Weg einfach so vom Stein erschlagen wird. Ja, ich weiß was Steinschlag ist. Aber ist es nicht ein unglaublicher Zufall, dass man genau da steht, wo gerade ein Stein vom Berg fällt? Nun, seit gestern denke ich darüber anders.
Aus im wahrsten Sinne des Wortes heiterem Himmel fällt keine 2 Meter vor mir mit ordentlichem Radau ein Stein vom Himmel. Rechts von mir eine steile, rohe Wand. Keine 5 Meter hoch. Daraus muss der Stein geflogen sein. Weiter oben war eine flache, große, grüne Wiese. Auf der standen Ziegen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Ziegen mit Steinen werfen. Vorsicht auf dem Vinschger Höhenweg, Gefahr durch steinewerfende Ziegen. Nee, der Stein flog einfach so aus der Wand. Peng. Und zwar mit Karacho. Es war ganz gut, dass er mir nicht an den Kopf geflogen ist.
Wollen wir nun die allgemeine Helm-Diskussion nochmal aufmachen? Nein. Wollen wir nicht.
Der Rest ist schnell erzählt. Nach einem nicht ganz unanstrengenden Abstieg von knapp 700 Höhenmetern auf 3 Kilometern ging's an der Etsch entlang zurück nach Latsch, unterbrochen von einem Sauvignon Blanc in Schlanders. (Da ist es samstags erschütternd tot.)
Kurz vor Schlanders hatte der Nordföhn so viele Wolken weggeblasen (neben einigen Frisuren, darunter auch meiner), dass es sonnig und warm genug war, gleich am ersten Tag die Kuhtuchklimaanlage anzuwerfen. Das T-Shirt war da schon durchgeschwitzt, das Deo hatte versagt und vom teuren Harrods-Parfum mit allerlei Pheromonen war nichts mehr übrig - bis auf eine Überdosis aus der eigenen Pheromon-Produktion. Wir können ja über alles offen reden.
Meine Versuche, durch Dehnübungen die 20 km in den Sehnen und Muskeln etwas auszugleichen, blieben danach fruchtlos.
Wie Ihr seht, hatte ich aber genügend Lust und Zeit, diesen Blog wieder aufzunehmen. Mal sehen, ob mir jeden Tag was einfällt, das ich Euch mitteilen möchte. Ich denk' schon..
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