Der Lieblingsfelsenweg

Thai-Küche, Bruschetta, Kinderarbeit und der Söldner in Adiletten

Kaki statt Quitte

Aufkleberfragen

 

Unspektakulär spektakulär.

Unspektakuläre Fragen. 

Die Sonne! Blauer Himmel. Es war klar, dass ich auf dem Weg zur Hochmuth mit vielen Leuten zusammenkommen würde, die ich mir nicht freiwillig eingeladen hätte. 

So auch Torben, der mit seinen Eltern und 20 anderen Menschen mit in der Gondel war und mit uns allen sein Wissen teilte, dass es hilft zu schlucken, wenn einem auf dem Weg nach oben die "Ohren zugehen". Danke, Torben, nächstes Mal bleib einfach unten. Oder still. 

Aber immerhin in der Hochmuth-Seilbahn achtet strenges Fachpersonal darauf, dass die Rücksäcke abgenommen werden. Haben die mein Kapitel von letzter Woche dazu gelesen? Geht doch! 

Aber dann... Mein Lieblingsweg den Berg runter, der Vellauer Felsenweg. Ist gar nicht so dramatisch, wie das Schild am Einstieg es vermuten lässt, aber es geht schon steil runter auf dem schmalen Pfad. Und martialisch wirkende Ketten am Fels laden dazu ein, sich festzuhalten und sie vermitteln den Eindruck, dass der Absturz nur schwer vermeidbar ist. Und mit voller Wucht, haut's den Buam in die Schlucht. Dafür ist es auch schön leer und es gibt sensationelle Ausblicke. Seht Ihr auf den unzähligen Bildern. Ich hab sie unsortiert hochgeladen. Verzeiht mir Durcheinander und Redundanzen. 

Am Ende des Felsenwegs findet sich das Gasthaus Oberlechner. Sehr schön da. Tolle Terrasse mit tollem Blick, eine Oase an einem Tag wie heute. Das dachten sich allerdings auch sehr viele andere Menschen, die also um die Mittagszeit schon vor mir da waren. Da reist man schon auch mal gerne mit dem Auto an, wundert sich dann, dass man mit dem 7er BMW nicht so gut um die Kehre/Tornante Nr. 3 rumkommt, wenn man merkt, wie voll der Parkplatz schon ist. Auffällig ist auch die Anzahl der Münchener Kennzeichen... Geht doch auf's Oktoberfest... (grrr)

 

 

 

Also, weiter auf dem Weg - grobe Richtung Algund. Da taucht dann der Gasthof Ebeneich auf. Auch gut, kenne ich noch nicht. Hat geöffnet, es sitzen Leute der Terrasse. 

Nachdem minutenlang niemand vom Fach- und Servicepersonal auftaucht, frage ich mal die Tischnachbarn, ob denn womöglich Selbstbedienung angesagt sei. Nein, nein, es bedienen heute die Kinder, die Mädchen. 

Aha. Ich übe mich in Geduld und Verständnis für die pädagogisch sinnvolle Begleitung beruflicher Entwicklung. Dann kommt ein Kind. Aber nicht zu mir, sondern zu einem einzelnen Herren ein paar Tisch weiter. 

Der gibt dem Kind Geld für sein Getränk und erklärt dem Mädchen wortreich, es stehe ihr eine rosige Zukunft bevor. Wenn sie weiter so fleißig bediene und übe, dann könne sie später Direktorin im Burj al Arab in Dubai werden. Das sei ein schönes Hotel, wo auch er immer mal wieder absteige. Das Kind (das keine 12 Lenze zählte) schaute den Mann freundlich aber verständnislos an und zog sich zurück, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Hätte ich an der Stelle des Kindes wohl auch getan, nach dem Vortrag des Herrn.

Der Herr brach dann auf, nicht ohne wiederum wortreich der unsichtbaren Wirtin noch zu erläutern, dass er nunmehr in die Ukraine aufbräche, in den Donbass (also, das Donezbecken, klugscheiß), um dort die Ukrainer gegen die Russen zu verteidigen. In 5 Tagen käme er wieder zurück, sollte er überleben. Aha.

Der Herr trug dunkle Strumpfhosen (Verbieten!), darüber eine bunte Shorts, Wandersocken und Adiletten. Obenrum war es eine Art Teddy-Jäckchen in hornhautumbra. Weitere Informationen sind also kaum erforderlich, um die Situation einzuschätzen. 

Nun, weiterhin unbedient machte ich mich auf den Weg ins Restaurant, um nach den Kinderarbeiterinnen zu fahnden, die mich eventuell unter Umständen bedienen könnten oder nennen wir es, mit Getränken versorgen könnten. Ich traf auf 3 Mädchen unterhalb der Pubertätsgrenze, die von einer Stimme aus dem Off (Küche) ferngesteuert wurden. 

Ich durfte dann in einer Karte blättern und feststellen, dass es offenbar ein Thai-Küchen-Gasthaus am Alpenhauptkamm war, in das ich geraten war. Neben Speck und Bruschetta, Knödel und Tomatensuppe gab es auch Massaman Curry und Frühlingsrollen. Das ist doch mal was. Hab mich dann aber für Bruschetta entschieden. Der Wein war warm. Naja. Ist er in Bangkok ja auch. Hätte halt ein Singha trinken sollen, ich Depp.

Die Küchenchefin stellte sich danach kurz vor und sie hat vermutlich thailändische Wurzeln  - gem. meiner laienhaften Einschätzung. Die Kinder sahen eher lateinamerikanisch aus. 

Es ging aber weiter mit erkenntnisreichen Begegnungen. 

 

Hinter mir waren zwei weitere Tische belegt. Einer mit einem Paar um die 40, dem Dialekt nach aus Bayern, der Funktionswäsche nach gebissene Wanderer. Der andere mit 2 Frauen, ca. 5  - 7 Jahre älter, auch wandermäßig bis ins Detail ausgestattet. 

Die unterhielten sich dann beim Verabschieden. Und hier kommt das Erkenntnisreiche für mich: Ich weiß nun besser zu formulieren, warum ich noch nie bei einer langen Wanderung in eine Hütte wollte, in Schlafsäle oder Mehrbettzimmer, warum ich mit einem kleinen Tagesrucksack unterwegs bin und meine Schrankkoffer und die Hutschachteln bitte von Gasthof zu Gasthof, von DZ zu DZ (zur Einzelnutzung) transportiert werden.

Ich habe dem Gespräch entnommen, dass die Hütten und Mehrbettzimmer-Schlafsaal-Anbieter strenge Vorschriften haben zum Thema Bettwäsche. Offenbar ist es State of the  Art, einen Wanderschlafsack mitzuführen.

Warum? Achtung, es wird beängstigend unappetitlich...

Zur Verhinderung der Verbreitung von BETTWANZEN werden Wanderschlafsäcke in solchen Hütten in der Mikrowelle behandelt, damit etwaige Bettwanzen garen - bzw. den Garaus gemacht bekommen.

Bettwanzen  - geht's noch?? Und da muss ich doch bitte nie wieder die Antwort geben, ich sei einfach verwöhnt, ein bisschen arrogant und überempfindlich und etepetete - oder kurzum eine Luxushusche! Ha, nicht mehr nötig - ich möchte keine Bettwanze persönlich kennenlernen. 

Was mich noch beschäftigt hat: die 26 Kantone der Schweiz - dazu aber ein andermal mehr. Nur soviel, ich kann sie aufzählen und weiß nun aber, dass ich immer Thurgau vergesse.

Aber - siehe Foto - ich muss heute mal eine Beobachtung und daraus resultierende Fragen loswerden: 

Warum kleben Menschen überall in meiner Welt Aufkleber auf Laternenmasten, auf Parkautomaten, auf Ampelmasten, auf Verkehrsschildmasten und auf alle möglichen Masten und Flächen?

In Dorf Tirol kleben Aufkleber vom FC Magdeburg, vom FC Union Berlin, vom Tennisclub Reutlingen und und und...

Was soll das? Warum nehmen Leute Aufkleber mit in Urlaub und pappen sie an Laternenpfähle? 

Abgesehen von der Antwort, dass es im wahrsten Sinne des Wortes Vollpfosten sein müssen, die das tun, bleibt die Frage, wer das bezahlt. So ein Aufkleber wird doch irgendwo hergestellt, produziert. Das kostet doch Geld, Zeit, Material, Energie. Und dann landet das Ding komplett sinnlos an einem Laternenpfahl am Arsch der Welt? Ich bin wirklich entsetzt beim Gedanken daran, was mit dem Geld für Herstellung, Verteilung und - nicht zuletzt - Entfernung dieser Aufkleber alles anstellen könnte. Und ich frage mich, was die Kleber glauben, dass ihr Geklebe bewirken könnte? Wieso regt sich über die niemand auf, aber über sog. Klimakleber, die wengistens ein klar formuliertes Anliegen haben.

Haltet mich für spießig und stieselig und einen alten Sack, JE M'EN FOUS! Aber das ist doch schräg, oder? So, das musste mal raus. Ist schon besser. 

Ich muss mal duschen. Es wird Zeit und ich hab Hunger, eine knoblauchlastige Bruschetta-Mahlzeit am Mittag war knapp... 

Jetzt hab ich ja glatt Kaki statt Quitte gar nicht erklärt. Gab heute doch wieder viel zu erzählen. Am Ochsentodweg steht ein Baum. Daran hängen sehr hübsche Früchte - von wunderbar gelber Farbe und ebenmäßiger Gestalt. Sie haben keinen Pelz, das deutet darauf hin, dass es keine Quitten sind. Ein kurzes Gespräch mit eingeborenen älteren Damen enthüllt: Es ist ein Kaki-Baum. Wikipedia enthüllt: Man nennt die Kaki-Frucht auch chinesische Quitte. So, auch das wollte ich Euch keinesfalls vorenthalten - ich lasse ja gerne die Welt an meinem Wissen und Wortschatz teilhaben. Danke, Welt, für Deine Geduld mit mir.

Übrigens: Heute keine Mozart-Wanderung, ich hatte die Stöpsel nicht dabei... Drum eines seiner angeblichen Zitate: 

Wie ist das Leben schön! Heiteren Sinnes muss man sein, dazu hat einen die Vorsehung bestimmt.

 

 

 

 

 

 

 

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